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21. März 2020

Corona Viren: eine schrecklich nette Familie

Dr.med.Günter KODERHOLD

Bevor ich mit dem Stammbaum dieser weltbekannten Bösewichte beginne, eine kleine Übersicht über Krankheitserreger die im Rahmen einer Infektion in menschliche oder tierische Körper eindringen und sich dort vermehren:

Bakterien: mikroskopisch kleine, zelluläre Lebewesen ohne Zellkern.Sie verfügen über eine freie DNA als Erbsubstanz . Seit 1670 wurden sie mit einfachen Mikroskopen studiert und beschrieben. Gegen Bakterien sind Antibiotika wirksam.Manche Bakterien können schädlich sein, andere nützlich bis lebensnotwendig-was eine theoretische "Vernichtung" aller Bakterien töricht erscheinen lässt. In der Biotechnik produzieren veränderte Bakterien wichtige Stoffe.

Einzeller: besitzen einen "echten" Zellkern und werden meistens über verunreinigte Nahrung oder Insektenstich übertragen, z.B. Malaria. Als Therapie eignen sich spezielle Antibiotika oder nur an Einzellern wirksame Präparate.Einzeller sind größer als Bakterien und können gut im "normalen" Mikroskop studiert werden.

Pilze: können sowohl Hautoberfläche als auch das Körperinnere befallen.Pilze gibt es als Einzeller oder Vielzeller, von der winzige Hefe(Backhefe) bis zum imposanten Fliegenpilz. Auch Pilze können segensreich sein, das Antibiotikum Penicillin wird z.B.von Pilzen hergestellt, andere bauen abgestorbene organische Materie ab, andere wiederum besiedeln den Menschen und machen ihn krank.

Auf winzige Prionen und Würmer gehe ich hier nicht ein

Viren, unsere Hauptdarsteller: diese haben im Vergleich zu Bakterien so wenig Stoffwechselfunktionen, dass sich viele Virologen weigern, Viren als echte Lebewesen zu sehen. Dennoch: Viren können sich vermehren und verändern, machen dies aber ausschließlich in einer Wirtszelle, die sie vorher durchdringen müssen-wie ein cleverer Einbrecher, der sich ins Wohnzimmer setzt, keinen Finger rührt und die betroffenen Bewohner alles zusammenpacken und hinaustragen lässt.

Viren werden nach ihrer Erbsubstanz/genetischer Information in DNA und RNA, nach ihrer Außenschicht in behüllte und unbehüllte Viren unterteilt. Auf weitere Unterteilungen gehe ich jetzt nicht ein.

Wie schon erwähnt, finden Vermehrung und Veränderung von Virus und Virusinformation immer in einer befallenen Zelle statt.

Die Familie der Coronaviren : für uns Menschen sind derzeit sieben verschiedene Coronaviren von Bedeutung, teilweise neu, teilweise seit Jahrzehnten bekannt und beforscht.Die Familienmitglieder mit den komischen Namen HCoV-HKU1, HCoV-NL63, HCoV-OC43 und HCoV-229E verursachen leichte Erkältungskrankheiten.Die schwarzen Schafe der Coronafamilie SARS, MERS und Sars-Cov-2 (verursacht COVID-19) sind weit, weit gefährlicher und auch tödlicher. Ihren Namen haben die Viren von ihrem Aussehen unter dem Elektronenmikroskop - Normalmikroskop wäre viel zu schwach - hier ähneln sie einem Strahlenkranz, bzw. einer Krone. Wichtig: Austestungen von Desinfektionsmitteln und Sterilisationsabläufen werden meist an wenig gefährlichen Coronaviren durchgeführt - nicht an SARS oder MERS, für die man ein Hochsicherheitslabor benötigen würde-Österreich hätte außerdem gar kein "echtes" L4 Labor.

Was ist für uns im täglichen Leben mit COVID-19 von Bedeutung?

Sars-Cov-2 (ist der Erreger der Erkrankung COVID-19) ist ein behülltes RNA-Virus mit, im Vergleich zu Grippe Viren, hoher genetischer Stabilität und niedriger Mutationsrate. Durch die Behüllung mit Eiweißpartikeln ist das Virus leicht mit alkoholischen Desinfektionsmitteln (62%-70%) zu vernichten - beim unbehüllten Noro-Virus müsste man schon mit anderen Geschützen auffahren. Die genetische Stabilität macht wiederum den Einsatz mancher Virustatika schwierig.

Die Therapiemöglichkeiten gegen Viren erklären sich aus den Zwischenschritten einer Virusinfektion. So gibt es Medikamente gegen das Andocken an den Wirtszellen, gegen das Eindringen, gegen die Vermehrung des Virus in der Zelle und gegen das Verlassen der neu gebildeten Viren aus der vorher befallenen Wirtszelle. Weiters existieren Substanzen wie z.B. Interferon mit Aktivierung von körpereigenen Abwehrmechanismen. Es gibt derzeit kein anerkanntes Medikament gegen COVID-19, man testet natürlich schon vorhandene Virustatika aus, muss aber immer auf die tlw. erhebliche Nebenwirkungen achten, die nur durch deutliche Therapieerfolge zu rechtfertigen wären.

Derzeit konzentrieren sich die Behandlungsansätze auf die Linderung schwerer Erkrankungsformen, vor allem der beidseitigen Lungenentzündung und Multiorgan-Versagen.

Bei Risiko- und Altersgruppen unterscheiden sich interessanterweise die befallenen Länder durchaus untereinander. Dass ausschließlich alte Menschen die Erkrankung zu fürchten hätten, ist einfach falsch, schließlich geht es nicht nur um die Tödlichkeit, sondern auch um die Weiterverbreitung des Virus. In Österreich ist die Gruppe über 65 Jahre erst die dritthäufigste nach den 45-55 und 55-65 Jahren. Ein Kasernierung ausschließlich der Alten bedeutet praktisch eine Freigabe zur Infektion und Weiterverbreitung der Erkrankung durch jüngere Generationen. Noch einmal: die am häufigsten infizierte Altersgruppe ist 45+ , und diese trägt das Virus genauso weiter wie die Alten. Es ist einfach Unsinn, nur die Tödlichkeit für 65+ zu beachten, aber die Verbreitung des Virus durch 45+ und noch jüngere Altersgruppen zu übersehen.

Weitere Infos zum Coronavirus unter: koderhold.com

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